Kommt euer Kind dieses Jahr in die Schule?
Fühlt ihr euch auf diesem Weg gut begleitet?
Bei Fragen stehe ich euch gerne zur Verfügung :-)
Hier geht es nun um das Schreiben lernen im Kontext der motorischen Zusammenhänge.
Das Schreiben steht zu Beginn der Schulzeit, neben weiteren wichtigen Inhalten, mit an erster Stelle.
Ein Kind erwirbt in den ersten vier Jahren seiner Schulzeit unendlich viele neue Fähigkeiten.
Das Alphabet, die Zahlen, die Wörter, das Rechnen, die Sätze, die Sachthemen, sowie vieles mehr.
Um flüssig schreiben zu können, kommt es auch auf die richtige Haltung der Hand und auf das richtige Schreibgerät an.
In meiner Praxis gibt es hierzu sehr viele anregende und interessante Materialien und Aktionen, die sehr viel Freude bringen und sehr viel Sinn im Zusammenhang des "Schreiben-Lernens" haben.
Es werden von mir gezielte Materialien und unterschiedliche Stifte eingesetzt,
die sehr positiv auf die Grafomotorik und Schreibfähigkeit eines jeden Kindes wirken.
Im Anfangsunterricht ist das „Schreiben-Lernen“ für die Kinder eine der zentralen Herausforderungen.
Unter der Zielperspektive „Schreiben lernen und Schreiben können“ geht es aus grafomotorischer Sicht
um das Schreiben mit der Hand: die Handschrift.
Betrachtet man die hier wirkenden Faktoren wird deutlich, wie komplex das Thema für den Lehrer, für die Kinder und den Eltern ist.
Die persönliche Handschrift wird zum Beispiel durch folgende Faktoren beeinflusst:
a) die zu schreibende Schrift, also die Komplexität der zu produzierenden Zeichen, ihre Verbindungen
und Raumaufteilung (Raum- Lage Wahrnehmung),
b) die anatomischen Gegebenheiten des Schreibenden einschließlich der Kompetenz in der visuellen Integration
(Visuomotorik/ visuomotorische Koordination) und der vorliegenden Händigkeit,
c) seinen Übungs- bzw. Automatisierungsgrad („Können“) der Schrift sowie
d) individuelle Faktoren wie Motivation, Anstrengungsbereitschaft, Sorgfaltsbemühungen, Gestaltungswillen etc. und
e) die materiellen Faktoren wie Schreibgerät und Untergrund
f) aus praxisbezogener Erfahrung heraus auch teilweise neurologische Befindlichkeiten.
Die motorische Produktion grafischer Zeichen bestimmen acht Aspekte, die diagnostisch genutzt zur Kompetenzbeschreibung herangezogen werden können:
-
Mit welcher Hand bzw. mit welcher Griff- und Haltetechnik schreibt das Kind?
-
Wie erfolgt die Bewegungsführung bzw. Stütz- und Unterstützungsfunktion?
-
In welche Bewegungsrichtung gelingt die Strichführung und mit welchen Anforderungen an die Ausführung?
-
Mit welchem Schreibgerät?
-
Auf welchem Untergrund?
-
Mit welchen zusätzlichen Koordinationsleistungen?
-
Was ergibt die Anwendung der Beurteilungskriterien für das Produkt?
Auf zwei Aspekte soll hier näher eingegangen werden: Die Griff- und Haltetechnik und das Schreibgerät.
In meiner Praxis haben die Kinder im therapeutischem Kontext die Möglichkeit, unterschiedliche Schreibgeräte für sich auszuprobieren und zu testen.
Sie als Eltern werden ausführlich beraten über in die Therapiewege, Erfolge und Erfahrungen mit eingebunden.
Kosten entstehen natürlich nicht für Sie.
Griff- und Haltetechnik:
Beim Schreiben mit einem Stift wird die Bewegung oftmals durch die Finger und oder durch Handgelenksbewegungen geführt.
Bewegungen aus dem Schulter- und Ellenbogengelenk können zu seitlichen, in Schreibrichtung erfolgenden Versetzungen führen,
während dessen sehr erschwert Buchstaben geschrieben werden können.
Die Möglichkeit, kleinräumige Bewegungen aus den Fingern produzieren zu können,
steht in unmittelbarem Zusammenhang zur Grifftechnik.
Beim Pfötchengriff, Scheren- oder Pinzettengriff sind die Finger weitgehend gestreckt.
Beugung und Streckung aus den Fingern können hierbei kaum gelingen und das Schreiben fällt sehr schwer.
Erst der bekannte und bewährte Zangengriff,
darunter versteht man das Fassen des Stiftes mit leicht gebeugtem Zeigefinger und Daumen,
sowie hinterlegtem Mittelfinger erlaubt es dem Schreibenden bei aufgestütztem Handgelenk durch Beugung und Streckung der Finger (Zeigefinger und Daumen) in Kombination mit Bewegungsanteilen aus dem Handgelenk,
in optimaler Weise kleinräumige Strichführungen auf einem Blatt auszuführen.
Dieses ist bei allen anderen Varianten der Stifthaltung nur eingeschränkt möglich und wird oft durch erhöhte Anteile des Handgelenks
an der Strichführung kompensiert.
Aus diesem Grund ist der Zangengriff die optimale Grifftechnik
und wird im Rahmen des Trainings in meiner Praxis
thematisiert und trainiert.
Welcher Stift eignen sich gut zum Schreiben lernen?
Durch meine Erfahrungen und mein Studium habe ich viele gute Eindrücke von Stiften.
Da ich keine Werbung machen möchte und es nicht darf, gibt es hier keine direkten Hinweise auf bestimmte Stifte,
die empfehlenswert sind.
Falls Sie eine kostenfreie Beratung wünschen, dann melden Sie sich bitte bei mir und ich berate Sie gerne.
Zum Schreibgerät stellen sich zunächst folgende Fragen:
1) Was sind Kriterien für einen geeigneten Stift im Anfangsunterricht?
2) Erscheint es sinnvoll, einen Stift mit Griffunterstützung für den Zangengriff anzubieten?
Meiner Erfahrung nach macht es Sinn, im Verlauf des „Schreiben-Lernens“ die einzelnen Merkmale der Stifteigenschaften zu berücksichtigen.
Dies bezieht sich zum einen auf den Durchmesser des Stiftes, der eher „dicker“ sein dürfte, als beim einfachen Bleistift und in seinem Durchmesser in etwa dem später verwendeten Füller entspricht.
Der Durchmesser der Mine beim Bleistift sollte nicht zu groß sein.
Die sonst eher zu breite Spur erschwert ein kleinräumiges Schreiben.
Referenz ist hier der einfache Bleistift.
Auch für Kinder, die zu stark aufdrücken,
bietet diese Mine in der Regel
ausreichend Widerstand.
„Blei“ als erstes Schreibmedium ist sinnvoll.
Einfache Radierbarkeit einerseits und eine gewisse Toleranz beim Aufdrücken des Stiftes sprechen für den Bleistift.
Der Reibungswiderstand auf dem Papier, der beim Schreiben die Geschwindigkeit und die Genauigkeit beeinflusst,
ist beim Bleistift ebenfalls gut (beim Füller sehr gut, bei Tintenschreibern mit Kugelkopftechnik ist er in der Regel zu gering, mit Tintenschreibern mit Faserspitzen hingegen besser).
Ein zentrales Kriterium ist der
Abstand von der Stiftspitze zum Griffansatz!
Beim einfachen Bleistift orientieren sich die Kinder häufig an der Grenze des Bereichs, bis zu dem der Anspitzer reicht.
Dieses ist allerdings aus drei Gründen zu tief:
Die Stiftspitze ist für den Schreibenden nicht gut einsehbar,
die Kinder sitzen deshalb oft schief und schauen seitlich auf die Stiftspitze.
Die mögliche Amplitude, die durch Beugung und Streckung der Finger erzielt werden kann, ist eingeschränkt.
Des weiteren liegt der Abstand beim Füller — häufig der Stift, der ab der zweiten Klasse genutzt wird — deutlich höher
(Oftmals kommt es bei der Übertragung des gelernten Abstandes vom Bleistift auf den Füller zu „Tintenfingern“.).
Damit wird ein Parameter — nämlich der richtige Abstand — innerhalb des Lernprozesses nicht unerheblich verändert.
Eine Griffunterstützung für den Zangengriff muss ein Stift im Anfangsunterricht nicht grundsätzlich bieten.
Ist eine Unterstützung allerdings notwendig, müssen die Griffmulden anatomisch korrekt angeordnet sein:
Zeigefinger und Daumen
sollten sich gegenüber liegen,
beim Füller
muss der Spalt der Feder genau
„zwischen“
den in den Mulden platzierten Fingern liegen,
da sonst ein Verkanten der Feder die Folge ist.
Bleistifte mit eingefrästem Griffprofil
sind nicht sinnvoll,
wird der Abstand von Stiftspitze zum Griffansatz
doch immer wieder
durch das Anspitzen
verändert.
In meiner Praxis habe ich Griffhilfen,
die immer wieder neu auf die Stifte ausgerichtet werden können.
Dies geschieht unabhängig von der Länge und Beschaffenheit des Stiftes.
Des weiteren gibt es Möglichkeiten, den Druck des Stiftes durch Hilfsmittel zu regulieren.
Liebe Grüße, Andrea Berghaus
Kommentar schreiben