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Themenbezug in der Lerntherapie



Hans kommt zu mir in die Praxis, setzt sich hin und betätigt erst einmal den Knopf für die Fußmassage.

Nach einem ausgiebigen Schluck Wasser frage ich ihn, welchen Wunsch mein "Engel" (kleine Statue) ihm erfüllen kann und wie es ihm geht.

Hans erzählt von seinem Tag und knetet mit der linken Hand eine Kugel Knete, die etwas nach "Lavendel" duftet.

Als Hans sich entspannte, berichtete er mir, welches "Thema" er gerade in Deutsch hat.

Es geht um eine "Gedichtinterpretation".  

Hans weiß, dass er Legasthenie" hat und er ist vor jeder Klassenarbeit sehr aufgeregt.


Ich fragte Hans neugierig, welche Gedichte er schon kennt und er erzählte mir von dem Gedicht "Sommergesang" von Paul Gerhardt.

Nun fragte ich ihn, wie er dieses Gedicht wohl geschrieben hat und Hans grinste: "Mit dem Computer natürlich."

Hans und ich sahen uns auf "gezielten" (kindgerecht/altersgerecht) Webseiten Bilder von diesem Dichter an und tauschten uns über den Zeitrahmen und den Lebensbedingungen aus, zu denen dieser Dichter damals lebte.

Hans war vollkommen perplex als er erfuhr, wie sich das Leben damals gestaltete und unter welchen Bedingungen dieser Dichter damals lebte.

Es gab zum Beispiel zu dieser Zeit Menschen, die jeden Abend die Laternen anzündeten und morgens ausmachten.

Dies alleine faszinierte Hans unglaublich.

 


Ich druckte Hans einige Informationsseiten über diesen  Dichter aus.

Es war ein Bild von ihm dabei und Hans begann laut zu lachen.

"Diese Klamotte war damals bestimmt der Hit", rief er und nahm die Biographie des Dichters direkt in die Hände.

Nun fragte ich ihn, wie er das Gedicht von diesem Dichter findet.

Hans schaute auf das Bild vom Paul Gerhardt und antwortete:

"Jetzt wo ich weiß wie er aussah und lebte, verstehe ich besser, was er mit dem Gedicht sagen wollte."


Nun griff ich in meinen Fundus und holte den Verlauf einer "Gedichts Analyse" hervor.

Dieses Material war auf den Jahrgang, auf die Klassenstufe und dem Schulsystem ausgelegt (verbindliches Material und kein selbst gestaltetes) und dient dem Kind zur Orientierung während der Bearbeitung.

Hans und ich bearbeiteten schrittweise diese "Analyse" und setzten die Besonderheiten der Rechtschreibung mit ein.

Hans konnte sich mit den Inhalten, dem Vorgang und dem Verlauf einer Gedichts Analyse vertraut machen.


Während unserer Zeit äußerte Hans, dass er diese Thema nun besser kapiert und auch versteht, was dieser Dichter mit seinem Gedicht sagen wollte.

Ich begab mich an meinen Fundus und stellte Hans Übungsmaterialien zu diesem Thema zurecht, so dass er dieses Thema zu Hause "nachbearbeiten" kann.

Er ging freudig nach Hause und konnte die Klassenarbeit gut bearbeiten und verstand die Fragestellungen zu diesem Thema.


Welchen Vorteil bringt dieses Vorgehen in einer integrativen Lerntherapie:

 

  • isoliertes Vermitteln von Rechtschreibstrategien bringen kaum Bezug zur realen korrekten situationsbezogenen Umsetzung (Briefe, Arbeiten, Texte korrekt schreiben und verstehen).
  • das Interesse an trockenen Arbeitsblättern zur Vermittlung von Strategien ist sehr gering.
  • Kinder können sich gut auf die Rechtschreibung konzentrieren, wenn ihnen der Weg zur Lösung verständlich und klar ist.
  • der Weg ist ein großes Ziel und die Aufgabenstellungen wollen und müssen inhaltlich klar verstanden werden.
  • auch in Mathe wende ich diese direkte Umsetzung von "Strukturen" an (Weg?, Inhalt?, Intention?, Darstellung?)
  • die Basis der Legasthenie Therapie bleibt durchgehend erhalten und bringt neben Sicherheit auch Klarheit.
  • Kinder fühlen die LRS Therapie gut in den Schul und Lebensalltag eingebunden.
  • Die Rückmeldung der Lehrer auf allen Schulformen ist durchweg positiv (Noten)
  • eigen entwickelte "Rechtschreibkrimis" erhöhen die Aufmerksamkeit, das Interesse und die Motivation
  • Grammatik spielt in meiner Therapie als "Grundlage" ein sehr große Rolle und alle Kinder lieben meine selbst gestalteten Spiele dazu.
  • Neben der Legasthenie Therapie ist das "Lernumfeld" und sind die "Lerninhalte" aller Jahrgänge und Schulen bedeutsam. Daher stelle ich für alle Kinder die Materialien "situationsbezogen" und "themenbezogen" selber her.

 


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